Kölner Malerschule (Altkölner Malerei)
Die Altkölner Malerei war ein eigenständiger Kunststil im spätmittelalterlichen Köln, der Einflüssen des weichen Stils und der niederländischen Malerei ausgesetzt war und Arbeitstechniken und Darstellungsweisen der Renaissance früh aufgriff oder vorwegnahm. Die sogenannte Kölner Malerschule entstand etwa fünfzig Jahre nach Grundsteinlegung für den Dombau und wirkte bis in die Neuzeit.
Gegenüber der strengen Gotik zeigen Altkölner Malereien eine präzisere Darstellung von Texturen und Oberflächen und zeichnen eine oft innige und liebevolle Atmosphäre. Die meisten Werke entstanden für Kölner Kirchen, Stifte und Klöster und waren schon von daher auf milde Frömmigkeit im Rahmen biblischer Szenen ausgerichtet.
Köln war zu dieser Zeit bedeutendes Dreh- und Angelkreuz für Klerus und Handel, so war die Altkölner Malerei, der ein Zeitraum über 250 Jahre zugerechnet wird, stetigen Einflüssen auswärtiger Stile ausgesetzt.
Vor allem vom „weichen Stil“ der Gotik und später von der „altniederländischen Malerei“ ließen sich die Kölner Maler inspirieren: Die zarte Anmut der Marienfiguren des weichen Stils, die sogenannten „schönen Madonnen“, unaufgeregte Szenen mit fast tänzerisch schwebenden Figuren mit aufwendig faltenwerfenden Gewändern, Zuwendung, Zartheit und fromme Milde zeigt die Vorliebe des damaligen Adels und Klerus für das Schöne und Edle.
Unter dem Einfluss der altniederländischen Malerei entstehen zunehmend echt wirkende, fast fotografische Darstellungen. Die bisher nur angedeutete Raumtiefe, andächtige Szenen, ikonenhafte Figuren und einfache Goldhintergründe weichen jetzt der plastischen Darstellung mit ausgeklügelten Lichteffekten und hoher Tiefenwirkung, erzählerischen Szenen, fast fotografische Figuren und einer wirklichkeitsgetreuen Ausgestaltung der Umgebung, etwa der Landschaft oder umgebenden Architektur. Die dargestellte Welt wird durch lebendige Szenen, einem hohen Detailgrad bei z. B. Haaren und Stoffen und abwechslungsreicher Mimik greifbarer, wirklichkeitsgetreuer und spannender.
Die innovative Ölmalerei - mit ihren neuen Möglichkeiten und ihrer lebendigen Farbpalette - erhält über die altniederländische Malerei Einzug in das Repertoire der Altkölner Künstler.
Die Altkölner Maler
Die „Schilderer“ in Köln, wie der Beruf des Malers im 15. Jahrhundert genannt wurde, befassen sich zu dieser Zeit mit dem Bemalen von Schildern und Wappen, aber auch das Bemalen von Fensterscheiben, Holz und Hauswänden gehört zu den Aufgaben der Schilderer, von denen viele ihre Werkstatt in der Schildergasse hatten - Kölns zweitälteste Straße und heute bekannte Einkaufsstraße.Die Maler der damaligen Zeit sind nicht so sehr als Künstler gesehen, sondern vielmehr als Handwerker, die Auftragsarbeiten durchführen.
Auftragsgeber gibt es im Köln des Spätmittelalters genug, denn die reiche Handelsstadt am Rhein war mit ihren etwa 40.000 Bürgern die größte Stadt des Heiligen Römischen Reichs, galt wirtschaftlich und kulturell neben Paris als bedeutendste Stadt nördlich der Alpen, und zudem Sitz des Erzbischofs von Köln und damit wichtiges geistiges Zentrum.
So waren die Dienste der Altkölner Maler in der „Heiligen Stadt“ nicht nur von kirchlichen Auftraggebern für Altarbemalungen und Madonnendarstellungen gefragt, sondern auch von wohlhabenden Kaufleuten, etwa zur Herstellung von Portraits oder Bildern für die häusliche Andacht.
Zu dem hohen Qualitätsstandard der Werke trug auch die Malerzunft bei, - die aber leider ihren Mitgliedern auch das Signieren der Werke untersagte, weshalb heute nur wenige Werke und nur über Umwege einer namentlichen Person zugeordnet werden können.
Dass Werke nicht signiert wurden und Künstler im Mittelalter eher den Stellenwert von Handwerkern hatten, war nichts ungewöhnliches und auch keine Eigenart Kölns, sondern erst in der Renaissance wird der Künstler an sich an Bedeutung gewinnen und kann sich einen Namen machen können.
Die Zeit der Kölner Malerschule
Werke von Malern der Kölner Malerschule können von 1300 bis 1550 datieren. Es war die Zeit, als Köln ab 1349 von mehreren schlimmen Pestausbrüchen heimgesucht wurde und die Hälfte seiner Einwohner an den Schwarzen Tod verlor, aber auch die Zeit der kulturellen und wirtschaftlichen Blüte, die den Übergang in die Neuzeit einläutete, mit Eröffnung der Alten Universität 1388, Krönung Ruprechts zum Deutschen König 1401 im Kölner Dom und dem Erlangen des Status einer Freien Reichsstadt.Als Hochzeit der Altkölner Malerei gilt die Zeit ab 1410 bis zum Pestjahr 1451, als die Künstlerszene jäh zum Erliegen kam. So starb wohl auch der berühmteste namentliche Vertreter der Kölner Malerschule, Stefan Lochner, an der Pest.
Viele Werke der Altkölner Malerei haben die bewegten Jahrhunderte samt Pestwellen und mit ihr eingehender Landflucht der Bessergestellten, Dreißigjährigem Krieg, Französische und Preußische Herrschaft sowie den Weltkriegen überstanden und sind heute z. B. im Wallraf-Richartz-Museum zu sehen.